Louis Neumaier

Summary

Louis was the last child born to Joseph and Theres.  Louis was a merchant (Kaufmann) working mainly as a cattle dealer (Viehhändler). Cattle dealing was a traditional field of work for many rural Jews in this area of the Kingdom of Württemberg.  Louis was the only sibling who stayed a resident of Ellwangen. Louis also carried on the Neumaier family business of running a grain store (Getreidehandlung).  Louis ran a small paper production factory of some kind as well.  All this was based in the city of Ellwangen.  At the age of 27, in 1894, Louis married Hedwig Feuchtwanger from Sulzburg in Bavaria.  Sulzburg was about 170 kilometers to the south of Ellwangen, near the Austrian border.  Louis and Hedwig had two girls, Erna and Doris.  In 1917, Hedwig passed away at 47 and was buried in the Jewish cemetery in Ellwangen.  Hedwig was very liked in Ellwangen in the Jewish community and outside it as was remarked in her obituary. In 1921, Erna married a Jewish merchant from Würzburg named Moritz Hess.  Moritz served in the German army in World War One as a truck driver where, as was noted in the newspapers, he was awarded the Bavarian «König-Ludwigkreuz«. The pair moved to Frankfurt am Main after they married. 

In 1926, Ellwangen inaugurated a newly built «third» synagogue or prayer room with much pomp and ceremony. Louis gave a speech in his role as the elected president (Vorsitzende des Gemeindevorsteheramtes) of the Jewish Assembly of Ellwangen. This event was documented by various local and national Jewish newspapers. The post of president of a Jewish Assembly was mandated by the laws of the period.  Ellwangen was the smallest Jewish Assembly in Württemberg.  In 1929, Doris married a Jewish lawyer named Martin Georg May and moved to Frankfurt as well, where her sister Erna and a number of the close family were living.  In 1929, Louis was still named as president of the Jewish Assembly in Ellwangen which at this time was rapidly shrinking due to flight in an increasingly hostile anti-Jewish environment. 

In 1930 apparently the antisemetic newspaper «Der Stürmer» published an article concerning Louis titled «Louis Neumaier, Der Viehjud von Ellwangen» (11/1930).  Translated: Louis Neumaier the cattle dealer from Ellwangen.  Der Stürmer often wrote about individual Jews, which for various reasons they chose to target to arouse more hatred against the Jews of Germany.  Unfortunately, I was unable to locate a copy of this article to verify this information.  Around this time, according to his burial record, Louis left Ellwangen heading into North Germany where he was killed in Emmerich-Hüthum.  Apparently, he was run over by the Emmerich-Elten train. Louis was buried in the Jewish cemetery in Emmerich.  After which, in the Ellwangen district court a bankruptcy proceeding was initiated due to debts Louis had.  Louis owned a number of houses in the old city of Ellwangen.  In 1933 Louis’s daughter Doris and her husband Georg were able to flee to France and then to South Africa.  In 1939, it is recorded in Frankfurt that Erna and Moritz were unable to pay their «Jewish Capital Levy».   In January 1940, daughter Erna and her husband Moritz were incredibly lucky to be able to get a quota visa to immigrate to the US and left on a Dutch steamer from Rotterdam for New York.

17.12.1866 – Born Ellwangen

20.01.1894 – Married Ellwangen at the age of 27, Hedwig Feuchtwanger born 15.03.1870 in Sulzburg, Bavaria.

18.12.1894 – Birth daughter Erna Neumaier, Ellwangen

30.09.1900 – Birth daughter Doris Neumaier, Ellwangen

Getreidehandlung Neumaier, Email
Papierwaren-Fabr. (Papierdärme). Neumaier & Co., Louis

Ellwangen, Getreidehdlg. Neumaier, Emil A2. Centralein Stuttgart –

Papierwaren-Fabr. (Papierdärme). Neumaier & Co., Louis

Firmenverzeichnis, Ellwangen 1903

Firma Louis Neumaier, Getreide und Viehhandlung in Ellwangen
21.05.1910 Reichsanzeiger No.117, Berlin, Zentral-Handelsregister

07.12.1917 Hedwig Neumaier born Feuchtwanger dies in Ellwangen. Age 47.

Ellwangen. Ein grosses Trauergeleite, das Frau Hedwig Neumaier die letzte Ehre gab, legte Zeugnis ab von der grossen Beliebtheit, deren sich die Verblichene in der gesamten hiesigen Bürgerschaft wie in ihrer Religionsgemeinde zu erfreuen hatte. Ganz besonderes werden die jungen
Gemeindebeamten, deren sie sich stets liebevoll annahm, ihrer mütterlichen Fürsorge gedenken. Dem segensreichen Wirken dieser seltenen Frau gab Rabbiner Dr. Kroner-Oberdorf am Grabe Ausdruck.

Israelitisches Familienblatt. Nr. 2 Seite 10. 10.01.1918. Frauen-Chronik.
Hedwig Neumaier Geb. 15.3.1870 in Sulzburg Gest. 7.12.1917 in Ellwangen
-Jüdische Friedhof in Ellwangen-
Grave of Hedwig Neumaier in the Ellwangen Jewish Cemetery (Der Jüdische Friedhof in Ellwangen).
Erna Neumaier - Moritz Hess Verlobte -Ellwangen a. d. Jagst - Würzburg, Pleicherring 4 - Weihnachten 1920.
29.12.1920 – Jüdische Rundschau, Heft 93-94. Daughter Erna Neumaier engaged with Moritz Hess from Würzburg

31.01.1921 – Marriage Erna Neumaier Housewife with Moritz Hess Merchant (Kaufmann) from Würzburg, in Ellwangen

Ellwangen. 5. am 14. August 1922 auf Blatt 252 bei der Firma Louis Neumaier, Getreide- und Viehhandlung in Ellwangen: Die Firma ist erloschen.

Deutscher Reichsanzeiger, 29.08.1922

Ellwangen Neue Synagoge 1926

Israelitisches Familienblatt Nummer 50 Hamburg, 16. Dezember 1926 28. Jahrgang
Israelitisches Familienblatt, No. 50 Hamburg, 16. Dezember 1926

    Ellwangen. (Neue Synagoge.) Vor einigen Tagen feierte Ellwangen, die kleinste israelitische Gemeinde Württembergs, die Einweihung ihres neu errichteten Gotteshauses. Der Stellvertretende Präsident des Oberrats der isr. Religionsgemeinschaft Württembergs, Herr Louis Hirsch – Stuttgart, das theologische Mitglied des Oberrats, Stadtrabbiner Dr. Rieger – Stuttgart, der Bezirksrabbiner Dr. Kroner – Oberdorf, sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden Ellwangens, der isr. Nachbargemeinden, Crailsheim, Gmünd und Oberdorf, der Bezirks-Oberamtmann Häfele – Ellwangen, der Stadtschultheiss, der Bauleiter des Gotteshauses, Architekt Mächler – Ellwangen, Oberregierungsrat Schlaich und viele Damen und Herren der Stadt Ellwangen waren als Ehrengäste erschienen. Als erster Redner begrüsste der Vorstand der Gemeinde, Herr Louis Neumaier, die Erschienenen und hob hervor, dass es nur Dank der Bereitwilligkeit der Stadt, die der Gemeinde den Raum zur Verfügung stellten, Dank der pekuniären Unterstützung des Oberrats der isr. Religionsgemeinschaft Württembergs und nicht minder Dank dem Grossen Opfersinn der Mitglieder dieser kleinen isr. Gemeinde möglich war, das Gotteshaus zu erstellen. Dann wurden die Thora-Rollen hereingetragen in Begleitung der beiden Rabbiner, unter dem sehr erhebenden Gesang des Gmünder Synagogenchors, der sich der Ellwanger Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte. Nun sprach Bezirksrabbiner Dr. Kroner zum Entzünden des ewigen Lichts ein Gebet und hielt dann eine Rede an die Versammelten. Hierauf hielt Stadtrabbiner Dr. Rieger die Festpredigt.

16.12.1926 – Israelitisches Familienblatt No. 50, Inlands-Rundschau Original Artikel.

Die Einweihung des jüdischen Bethauses in Ellwangen

Unter der freudigen Anteilnahme weiter Kreise fand am Sonntag, den 5. Dezember, die feierliche Weihe des von der kleinen Gemeinde Ellwangen mit grosser Opferwilligkeit erstellten würdigen neuen Betsaals statt. Die Einweihung eines jüdischen Gotteshauses ist stets ein besonderer Anlass zu frommer Freude.  Wenn es aber eine so kleine Gemeinde wie die Ellwanger – sie zählt gegenwärtig nur 17 Seelen – durchsetzt, sich ein eigenes Bethaus zu schaffen, so ist das ein besonders erfreuliches Ehrenzeugnis für den religiösen Sinn in dieser Gemeinschaft.  Diese heilige Freude spiegelte sich denn auch in den Augen der Gemeindegenossen wie der Vertreter der Nachbargemeinden Schwäbisch-Gmünd, Crailsheim und Oberdorf, aber auch in den Augen der christlichen Mitbürger, die Zeugen der Weihefeier waren.  

Architekt Mächler hatte es verstanden, in überaus geschickter Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raumes einen in sich wundervoll geschlossenen Betsaal zu schaffen, dessen Wirkung durch vornehme Farbengebung und ein hübsches Gestühl angemessen gesteigert ist.  Der Betsaal war mit Pflanzen zur Feier geschmückt.  Das Schönste aber war es doch, dass die Gmünder Gemeinde ihren Synagogenchor unter Leitung seines tatkräftigen und kunstverständigen Führers, des Lehrers Uhlmann, entsandt, die sich selbstlos in den Dienst der heiligen Sache gestellt hatten.  Der Israelitische Oberrat, der aus den Mitteln der Zentralkasse eintausend Mark für den Bau bewilligt, hatte seinen stellvertretenden Präsidenten Louis Hirsch und seinen theologischen Sachverständigen, Stadtrabbiner Dr. Rieger, zur Feier abgeordnet.

Schon vor Beginn der vorgesehenen Weihestunde hatten sich sämtliche Stadträte Ellwangens, an ihrer Spitze in Vertretung des dienstlich verreisten Schultheissen Amtsschreiber Maier, Oberamtmann Häfeler, Oberreg.-Rat Schleich, Kaplan Stärk mit zwei katholischen Kirchenräten, drei protestantische Kirchenräte und viele geachtete christliche Bürger im Betraum eingefunden. Der um das Zustandekommen des Haus hochverdiente Vorsitzende des Gemeindevorsteheramtes, Louis Neumaier, begrüsste mit schlichten herzlichen Worten die Festgemeinde, worauf Ratsschreiber Maier im Namen der Stadt Ellwangen der festfeiernden Gemeinde Glück und Gottes Segen wünschte, wobei er an die wertvolle Mitarbeit der jüdischen Mitbürger am Gedeihen der Stadt dankbar erinnerte. Hierauf wurden unter den Klängen des Boruch Habbo die Thorarollen in festlichem Zuge in den Betraum getragen und unter dem vorgeschriebenen Ritual in die heilige Lade gestellt. Bezirksrabbiner Dr. Kroner – Oberdorf nahm sodann die eigentliche Weihe des Gotteshauses vor. In seinen gedankenreichen Ausführungen gedachte er des Makkabäerfestes und verglich die Tempelweihe des Chanukka mit der Weihe des Ellwangener Heiligtums.  Wie damals Mathathias und seine Söhne das Wunder der Neueinweihung des Heiligtums und der Errettung ihres Volkes gewirkt, so habe auch hier eine kleine Anzahl begeisterter Glaubensbrüder das neue Gotteshaus geschaffen, für das er Gottes Stadtrabbiner Dr. Rieger die Festversammlung im Namen des Israelitischen Oberrates.  Er weis in seiner Ansprache darauf hin, dass die Weihe eines neuen Gotteshauses nicht nur ein Fest für die Juden des Ortes, sondern auch für die christlichen Mitbürger bedeutet, da jedes Gotteshaus eine Pflanzstätte des Idealismus und der Nächstenliebe ist. Er erinnerte an die leidensreiche Geschichte der Ellwangener Judengemeinde im Mittelalter.  Sind doch hier im Juli 1298 und im Frühjahr 1349 die Juden ermordet worden. In der Mitte des 15. Jahrhunderts entwickelte sich dann eine neue Judengemeinde am Orte, die von 1428-1443 ihre Toten in Nördlingen bestatte.  Eine neue Judengemeinschaft entstand in Ellwangen in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch die Tatkraft des frommen Oberdorfer Juden David Teble den Model Mordechai Levi. Die Neuzeit der Judengemeinde beginnt mit der 1823 erfolgten Übersiedlung des Prokurators Isaak Hess von Lauchheim nach Ellwangen.  Stadtschultheiss Rettenmaier war damals ein lebhafter Gegner seiner Niederlassung, für die sich aber Regierungspräsident Mohl erfolgreich einsetzte.  Isaak Hess ist dann in der Folgezeit einer der angesehensten Bürger des Ortes geworden, dem das gesamte württembergische Judentum für sein Eintreten im Emanzipationskampf zu ewigen Danke verpflichtet ist.  An der Spitze des Leichenzuges schritt bei seiner Beerdigung am 8. Oktober 1866 weinend derselbe Rettenmaier, der zuvor sein heftigster Gegner gewesen war.  Der Redner wünschte, dass der Geist eines Isaak Hess in der Gemeinde stets lebendig bleibe, und dass die schöne Eintracht, die seit einem Jahrhundert zwischen den christlichen und jüdischen Mitbürgern gestaltet, niemals getrübt werde.  Mit dem Gesang des Halleluja (Psalm 150) schloss die eindrucksvolle Feier.  Nach dem Abschluss sprach der stellvertretende Präsident, Louis Hirsch, der Gemeinde nochmals in dankbar anerkennenden Worten die Glückwünsche des Oberrats aus.

Am Nachmittag fand ein gemütliches Zusammensein statt, an dem die Mitglieder der israelitischen Gemeinde und sämtliche Stadträte teilnahmen.  Dr. Kroner nahm die Gelegenheit wahr, seiner Freude über diesen Beweis vorbildlicher Eintracht zwischen den Konfessionen Ausdruck zu geben, worauf Malermeister S. mit der Versicherung antwortete, dass dieser gute Geist in Ellwangen stets erhalten bleiben werde.  So war auch dieses Zusammensein der würdige Anschluss der in allen Teilen gelungenen Feier.

16.12.1926 – Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs, Original Artikel.

1929-1930

29.08.1929 Doris Neumaier marries public accountant, tax consultant and lawyer Martin Georg May in Frankfurt a. M.

Verzeichnis der Isreal. Vorsteherämter Württembergs.  Vorsteheramt Ellwangen.  Vorstand: Louis Neumaier.
16.11.1929 – Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs, Beilage zu Nr. 16.
Neumaier, Louis, Handelsmann, Spitalstrasse 35. Telefonanschluss 45
1930 Adressbuch Ellwangen Neumaier, Louis, Handelsmann, Spitalstrasse 35. Telefonanschluss 45

Artikel : «Louis Neumaier, Der Viehjud von Ellwangen» («Der Stürmer» 11/1930). Aus dem Buch – Julius Streicher und «Der Stürmer» 1923-1945, Daniel Roos. Möglicherweise war Louis hier in eine antisemitische Hetzjagd involviert.

13.02.1930 Died age 63. Killed in Emmerich-Hüthum, Kreis Rees. Apparently he was run over on the Emmerich-Elten train line (cemetery records).

LOUIS NEUMAIER AUS ELLWANGEN 17.12.1866 13.2.1930
Grave in the Jewish cemetery of Emmerich «Der neue Friedhof am Mühlenweg»

Konkursverfahren 1930 – 40

Ellwangen. [102433] Konkursverfahren. Über den Nachlass des am 13. Februar 1930 verstorbenen Kaufmanns Louis Neumaier in Ellwangen wird heute, am 17. Februar 1930, nachmittags 7 Uhr, wegen Überschuldung des Nachlasses das Konkursverfahren eröffnet. Bezirksnotar Daiber in Ellwangen wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum Samstag, den 8. März 1930, bei dem Gericht anzumelden. Es wird zur Verschlussfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretendenfalls über die in §§ 132, 134 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, ferner zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Dienstag, den 18. März 1930, vormittags 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an die Erben des Gemeinschuldners zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 8. März 1930 Anzeige zu machen. Amtsgericht Ellwangen.

21.02.1930- Reichsanzeiger Nr. 44, Zentralhandelsregisterbeilage Original Artikel.

1933 – Daughter Doris May née Neumaier and Georg May immigrated from France to South Africa because of racial persecution.

3.11.1939 – «Gesuch des Moritz Moses Hess in Frankfurt um Ermäßigung der 5. Rate seiner Judenvermögensabgabe» Rechtsanwälte Siegfried Gutenstein und Siegfried Popper, Frankfurt a.M. (Jüdische Rechtskonsulenten).

24.01.1940 – Daughter Erna Hess née Neumaier and Moritz Hess immigrate with a «Quota Immigrant Visa» from Frankfurt a. Main. The escaped with the S.S. Veendam from Rotterdam to NY, arrival USA 05.02.1940.